Aft-online.net

Neues zur Prophylaxe, Klinik und Behandlung der kaninen Leishmaniose
Andreas Moritz
Klinikum Veterinärmedizin Klinik für Kleintiere, Fachbereich Veterinärmedizin, Justus-Liebig-Universität, Giessen
Die kanine Leishmaniose ist eine schwerwiegende, chronische, zoonotische, Vektor gebundeneErkrankung mit einer endemischen Ausbreitung im Mittelmeerraum, Asien sowie Lateinamerika.
Haupterreger der viszeralen Leishmaniose des Hundes ist Leishmania (donovani) infantum, synonymL. chagasi in der Neuen Welt. Es handelt sich um einen zu den Protozoen zählenden Blutparasiten,welcher auch Auslöser der viszeralen Leishmaniose des Menschen ist. L. infantum ist ein (obligat)heteroxener Parasit, d.h. er benötigt zwei Wirte für seine Entwicklung. Insektenwirt und Überträgersind zu den Phlebotomen gehörende Schmetterlings- oder Engelsmücken (engl.: sand flies) derGattung Phlebotomus (Alte Welt) und Lutzomyia (Neue Welt). Hinsichtlich des Wirbeltierwirtesrepräsentieren Hunde das Haupterregerreservoir für L. infantum, aber auch andere Mitglieder derFamilie Canidae wie Fuchs, Wolf oder Schakal können als Wirbeltierwirt fungieren.
Die Prävalenz der Infektion ist in starkem Maße von der räumlichen Umgebung abhängig. ImMittelmeerraum besitzt die kanine Leishmaniose eine endemische Verbreitung mit Seroprävalenzenin Hunden von wenigen Prozent bis über 60 % (z. B. Mallorca, Malta) in ausgewählten Populationen.
Klinische Zeichen der kaninen Leishmaniose
Diverse Studien belegen, dass oft über 50 % der Hunde mit einer nachgewiesenen L.-infantum-
Infektion bei einer klinischen Untersuchung unauffällig, demnach klinisch asymptomatisch sind. Die
Entwicklung der Infektion wird in besonderem Maße durch die wirtseigene Immunantwort (genetisch
festgelegt; Th1- oder Th2-Reaktion) bestimmt. Zum einen existiert ein protektiver (selbst heilender
oder klinisch asymptomatischer) Phänotyp, welcher durch eine Th1-regulierte zellvermittelte
Immunität gekennzeichnet ist. Im Gegensatz dazu geht die Th2-regulierte humorale Immunreaktion
mit schweren klinischen Erscheinungen einher. Folgende Faktoren sind ebenfalls von Bedeutung:
gleichzeitige Infektion und/oder Erkrankung (z. B. Ehrlichiose, Hepatozoonose, Demodikose),
Immunsuppression oder immunsuppressive Therapie, Alter (2–4 Jahre, 7 Jahre),
Ernährungszustand, wiederholte Infektion sowie Virulenz des Leishmani- infantum-Isolates.
In endemischen Regionen werden demnach Hunde üblicherweise in vier Gruppen eingeteilt: klinisch asymptomatische, resistente Hunde (‚Kontakthunde’) klinisch asymptomatische Hunde (präklinisch) oligosymptomatische Hunde (mit geringer Klinik) symptomatische Hunde (mit unterschiedlichen Symptomen einer klinischen Erkrankung).
Klinisch asymptomatische Hunde entwickeln entweder eine offenkundige Erkrankung (präpatenterStatus, Gruppe 2), verbleiben ohne klinische Anzeichen für einen verlängerten Zeitraum (unterUmständen sogar lebenslang) oder haben eine spontane Remission durchlaufen. Die beiden letzterenMöglichkeiten sind in Gruppe 1 einzuordnen und werden als resistent gegen den Erreger betrachtet.
Diagnose
Aufgrund der vielfältigen klinischen Zeichen kommt die Leishmaniose recht häufig als eine möglicheDifferenzialdiagnose in Betracht. Anamnestische und epidemiologische Anhaltspunkte führen zurVerdachtsdiagnose Leishmaniose. Die morphologische Diagnose ist durch den zytologischenNachweis der amastigoten Stadien in Giemsa- oder Diff-Quick-gefärbten Ausstrichen vonoberflächlichen Lymphknoten- oder Knochenmarkaspiraten (in Hautproben und Blut ist dieSensitivität geringer) möglich. Bei klinischen Fällen ist der serologische Nachweis Leishmania-spezifischer Antikörper die Methode der Wahl. Der Antikörper-Nachweis gelingt bei erkranktenHunden etwa sechs bis acht Wochen nach der Erstinfektion. Bei subklinischen Fällen kann dieserZeitraum jedoch auf Jahre ausgedehnt sein. Molekularbiologische Methoden (PCR) haben sich alshochsensibel erwiesen. Jedoch ist ihre diagnostische Sensitivität von der eingesetzten Methode undder Qualität der Proben abhängig.
In Abb. 1 ist das diagnostische Vorgehen bei klinisch unauffälligen Hunden nach Aufenthalt inendemischen Gebieten und in Abb. 2 bei Hunden mit Leishmaniose-typischen klinischen Symptomenschematisch dargestellt (4). Die Tabelle 1 enthält die derzeitigen Therapieempfehlungen.
Abb. 1: Diagnose der Leishmania-Infektion bei klinisch gesunden Hunden nach Aufenthalt in endemischen Gebieten
(4).
Abb 2: Diagnose der Leishmaniose bei Hunden mit Leishmaniose-typischen klinischen Symptomen und/oder
Organinsuffizienzen (4).
Tabelle 1: Wirkstoffe zur Therapie der Leishmaniose des Hundes (4).
empfohlen. Zulassung als Tierarzneiim europäischen Ausland. Kann beiTherapienotstand gemäßarzneimittelrechtlichen Bedingungeneingeführt werden.
Antimonat bei Patienten miteingeschränkter Nierenfunktion.
Zulassung als Humanpräparat inDeutschland. Kann beiTherapienotstand umgewidmetwerden.
Miltefosin, kann aber auch alsMonotherapie eingesetzt werden.
Zulassung als Humanpräparat inDeutschland. Kann beiTherapienotstand gemäßarzneimittelrechtlichen Bedingungenumgewidmet werden.
Prophylaxe
Eine essentielle Rolle zur Eindämmung der Leishmaniose nehmen Präventionsmaßnahmen ein. Diesesind besonders wichtig, da die Zahl der Hunde, welche im Urlaub in mediterrane Länder verbrachtwerden und die aus diesen Ländern importiert werden, stetig wächst. Mit der eingangsbeschriebenen Ausbreitung der Phlebotomiden erhöht sich durch die mit Leishmanien- infiziertenTiere die weitere Ausbreitung der Parasiten. Hunde, welche in endemische Gebiete verbrachtwerden sowie infizierte Hunde, welche in Gebieten mit Vorkommen des Vektors leben, sollten dahermit Spot-on-Präparaten oder -Halsbändern vor einem Stich der Sandmücke geschützt werden(12,14,18). Als wirksam haben sich Deltamethrin-imprägnierte Halsbänder (Scalibor®, IntervetDeutschland GmbH, D) oder z.B. Spot-on-Präparate aus Imidacloprid 10 %/Permethrin 50 %(Advantix®, Bayer AG, D) bewährt (14,18). Nach dem Anlegen der Deltamethrin-imprägniertenHalsbänder, findet der Wirkungseintritt nach ein bis zwei Wochen statt. In dieser Zeit ist der Patientnoch nicht vor einem Mückenstich geschützt, welches mit den Besitzern kommuniziert werden sollte.
Spot-on-Präparate wirken bereits nach wenigen Tagen (18).
Neu ist in Portugal der Impfstoff CaniLeish, von der Firma Virbac, Animal Health zugelassen. DerImpfstoff wird aus den sogenannten excreted-secreted proteins (ESP) – ein großer Anteil davon sindOberflächenantigene (parasite surface antigen (PSA)) – aus dem Überstand einer Leishmanienkulturhergestellt. Diese Proteine zeigen gegenüber Antigenen aus dem ganzen Parasiten eine bessereStimulation der zellvermittelten Immunität. Weiterhin führt das im Impfstoff verwendete AdjuvanzQA-21 zu einer direkten Stimulierung der gewünschten Th1-Antwort.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Behandlung der Leishmaniose in erster Linie auf derGabe einer Kombinationstherapie aus n-Methylglucamine antimonate und Al opurinol oderMiltefosin und Allopurinol basiert. Bei beiden Therapieschemata wird eine initiale leishmanizideWirkung erzielt, welche mit einer signifikanten Verbesserung des klinischen Bildes einhergeht. Durchdie Langzeitapplikation von Allopurinol als leishmaniostatischem Medikament wird einem Rückfallder Erkrankung vorgebeugt. Da die Medikamente nicht zu einer vollständigen Erregereliminationführen, muss jedoch nach Therapieende mit Rezidiven gerechnet werden. Die Patienten bleiben einLeben lang infiziert. Repellentien sind essentiell, um eine Infektion mit oder eine Übertragung derLeishmanien zu verhindern. Neben Halsbändern empfehlen sich dabei vor al em Spot-on-Präparateund neuerdings eine Impfung.
Literaturverzeichnis
1. Alvar J, Canavate C, Molina R, Moreno J, Nieto J. Canine leishmaniasis. Adv. Parasitol. 2004;57:1–88.
2. Coutinho MT, Bueno LL, Sterzik A, Fujiwara RT, Botelho JR, De Maria M, Genaro O, Linardi PM Participation of Rhipicephalus
sanguineus (Acari: Ixodidae) in the epidemiology of canine visceral leishmaniasis. Vet Parasitol. 2005;128:149-55.
3. de Paiva Cavalcanti M, Felinto de Brito ME, de Souza WV, de Miranda Gomes Y, Abath FG. The development of a real-time PCR assay for the quanti cation of Leishmania infantum DNA in canine blood. Veterinary Journal. 2009;182:356–8.
4. ESCAAP guidelines Bekämpfung von durch Vektoren übertragenen Krankheiten bei Hunden und Katzen. Deutsche Adaption 5. Prado Albuquerque Ferreira MG, Fattori KR, Souza F, Marc V, Lima F. Potential role for dog eas in the cycle of Leishmania spp. Veterinary Parasitology. 2009;165:150–4.
6. Klarhof S. Oleyl-Phophocholin, ein neuer Wirkstoff zur Behandlung der kaninen viszeralen Leishmaniose. Giessen, Justus- 7. Manna L, Reale S, Vitale F, Picillo E, Michele Pavone L, Gravino AE. Real-time PCR assay in Leishmania-infected dogs treated with meglumine antimoniate and allopurinol. Veterinary Journal. 2008;177:279–82.
8. Mateo M, Maynard L, Vischer C, Bianciardi P, Miró G. Comparative study on the short term efficacy and adverse effects of miltefosine and meglumine antimoniate in dogs with natural leishmaniosis. Parasitol Res. 2009;105:155–62.
9. Miró G, Oliva G, Cruz I, Canavate C, Mortarino M, Vischer C, Bianciardi P. Multicentric, controlled clinical study to evaluate effectiveness and safety of miltefosine and allopurinol for canine leishmaniosis. Veterinary Dermatology. 2009;20:397–404.
10. Moritz A, Krämer F. Die asymptomatische Leishmaniose des Hundes. Tierärztl Prax. 2009;37:290–4.
11. Moritz, A. Die Theraopie der kaninen Leishmaniose, Prakt Tierarzt. 2011;92:479-486.
12. Noli C, Auxilia ST. Treatment of canine Old World visceral leishmaniasis: a systematic review. Veterinary Dermatology.
13. Ochs H, Deplazes P. Merkblätter zur Parasitenbekämpfung - Hund und Katze: Antiparasitika, Impfstoffe und Hinweise zur planmässigen Bekämpfung (Version für die Schweiz), Institut für Parasitologie der Universität Zürich; 2002.
14. Otranto D, de Caprariis D, Lia RP, Tarallo V, Lorusso V, Testini G, Dantas-Torres F, Latrofa S, Diniz PP, Mencke N, Maggi RG, Breitschwerdt E, Capelli G, Stanneck D. Prevention of endemic canine vector-borne diseases using imidacloprid 10% andpermethrin 50% in young dogs: a longitudinal field study. Vet Parasitol. 2010;172:323-32.
15. Plumb DC Plumb´s Veterinary Drug Handbook. Blackwell Publishing, 5. Auflage: Oxford; 2005.
16. Saridomichelakis MN. Advances in the pathogenesis of canine leishmaniosis: epidemiologic and diagnostic implications.
Veterinary Dermatology. 2009;20:471–89.
17. Sindermann H, Engel J. Development of miltefosine as an oral Treatment for leismaniasis. Trans R Soc Trop Med Hyg 100; 18. Solano-Gallego L, Koutinas A, Miró G, Cardoso L, Pennisi MG, Ferrer L, Bourdeau P, Oliva G, Baneth G. Leishmanien directions for the diagnosis, clinical staging, treatment and prevention of canine leishmaniosis review. Veterinary Parasitology.
2009;165:1–18.
19. Steuber S, Kroker R. Antiprotozoika In: Pharmakotherapie bei Haus- und Nutztieren. Parey, 5. Aufl. Berlin; 1999.
20. Woerly V, Maynard L, Sanquer A, Eun HM. Clinical efficacy and tolerance of miltefosine in the treatment of canine leishmaniosis. Parasitol Res. 2009;105:463–9.
Kontaktadresse
Prof. Dr. med. vet. Andreas Moritz, Klinikum Veterinärmedizin Klinik für Kleintiere, Justus-Liebig-Universität, Giessen,

Source: http://www.aft-online.net/fileadmin/aft/downloads/Abstracts_Symposium_Leipzig_01-2012/Moritz_-_Neues_zur_Prophylaxe_Klinik_und_Behandlung_der_kaninen_Leishmaniose_AD.pdf

used.textbooks-savings.info

Motorcycle Ride on the Sea of Tranquility by Patricia Santana Its April 1969, and fourteen-year-old Yolanda Sahagún can hardly wait to see her favorite brother, Chuy, newly returned from Vietnam. But when he arrives at the Welcome Home party the family has prepared in his honor its clear that the war has changed him. The transformation of Chuy is only one of the chal enges that Yolanda

Microsoft word - ang_vprasalnik_hotel.doc

Dear Sir or Madam! Good morning/afternoon and welcome to our hotel. We are pleased that you decided to stay with us. If you have spent at least one night in our hotel we kindly ask you to participate in a survey which will help us make your future stay here even more pleasant. The interview will take about 10-15 minutes and is conducted anonymously. 1. How did you arrive to Slovenia? (mark the ap

Copyright © 2010-2014 Metabolize Drugs Pdf